Ich habe mir mal gedacht ein paar Unterschiede zwischen Deutschland und Finnland zu beschreiben, die mir in den letzten Monaten aufgefallen sind (das ist natürlich vollkommen subjektiv).
Finnischer Humor ist sehr düster und kommt mit der Fähigkeit daher über sich und das eigene Land lachen zu können. Eine meiner Lieblingsbeispiele ist eine Englischstunde wo wir in einer kleineren Gruppe über Mittsommer gesprochen haben und jemand meinte das in dieser Nacht besonders viele Menschen in den Seen ertrinken. Ich war irgendwie fasziniert und irritiert zugleich und erwiderte etwas davon, dass das ja ziemlich tragisch klingt, worauf der Lehrer erwiderte, dass es nicht sehr tragisch wäre, weil es nur die dummen treffen würde.
Noch etwas typisch Finnisches ist es mit Karte zu bezahlen. Hier kann man das wirklich überall und es wird nur sehr wenig Bargeld benutzt. Mein Physiklehrer, der im Urlaub in Berlin war, hat mindestens 3x erwähnt wie überrascht er war das Deutsche noch so viel Bargeld benutzen und es noch Geschäfte gäbe wo man nicht mit Karte zahlen kann. Was auch mit dem Thema Geld zutuen hat ist, dass man in Restaurants kein Trinkgeld gibt. Ich habe auch das Gefühl, dass Finn*innen weniger Probleme haben über Geld zusprechen (hier bin ich ehrlich gesagt nicht 100% sicher, ob das nicht nur meine persönlichen Erfahrungen sind). In Finnland sind die Steuern sehr hoch und auch die Preise. In der Zeit seit ich hier bin ist mir aufgefallen, das den Finn*innen das nicht zwangsläufig gefällt und sich auch gerne mal darüber ausgelassen wird. Es wird auch gerne nach Estland gefahren um billigeren Alkohol zu bekommen.
Damit wären wir beim Thema Alkohol. In Finnland gibt es einen staatlichen Laden (Alko), dieser hat geregelte Öffnungszeiten und man kann dort Alkohol kaufen. Im normalen Supermarkt kriegt man mittlerweile auch Bier, aber auch nur zu bestimmten Zeiten. Ab 18 ist man erlaubt Alkohol zu konsumieren, Hochprozentigen kann man aber erst ab 21 im Landen kaufen. Alkohol ist anscheinend ein beliebtes politisches Thema und viele Finnen freun sich nicht gerade über die hohen Steuern. Was mich überrascht hat und was ich auch schon im Eishockey Eintrag erwähnt habe ist das man im Stadion das Bier nicht in den Zuschauer*innenbereich mitnehmen konnte.
Mir ist auch aufgefallen das Finn*innen irgendeine Faszination mit Deutschland haben. Der oben schon erwähnte Physiklehrer zum Beispiel trägt gerne entweder ein Ampelmännchen T-Shirt oder eins mit einem DDR Wappen, was ein wirklich sehr seltsamer Moment für mich war, als er es zum ersten Mal anhatte. Auch das sich hier Leute für die Wahl von AKK interessiert haben fand ich erstaunlich. Viele Menschen nehmen auch Deutsch in der Schule, aber es sind meistens Leute, die ein bisschen älter sind die es sprechen können, obwohl auch eher seltener.
Gewöhnungsbedürftig finde ich auch die Wehrpflicht, besonders, weil ich jetzt in ein Alter komme indem Leute im meinem direkten Umfeld dahin gehen oder gehen müssten, woraus man schließen kann das ich langsam in ein Alter komme wo ich mit einer Waffe durch die Gegend laufen könnte und als Erwachsen bezeichnet werde. Was ich an der Wehrpflicht noch komisch finde ist, dass sie nur für Männer gilt, was ich seltsam finde, weil ich der Meinung bin, dass Frauen genauso in der Lage sind ein Land zu verteidigen wie Männer. (Hier muss ich natürlich auch erwähnen, dass Frauen gehen dürfen, aber nicht müssen, was meine Meinung aber nicht ändert.) Die Männer müssen sich auch die Haare abrasieren für die Armee. Hier sehe ich auch mehr Leute in Armeeuniformen als in Deutschland (dafür habe ich aber auch weniger Martinshörner gehört. (Letzte Woche ist übrigens im Nachbardorf ein Doppelmord passiert.)) Einen Tag kamen auch Leute von der Armee in die Schule und alle Typen um die 18 saßen dann im Auditorium und haben darauf gewartet rausgerufen zu werden und nähere Informationen zu ihrer Zeit bei der Armee zu bekommen, es war schon ein bisschen seltsam (also eher ungewohnt für mich).
Busfahren in Finnland auf dem Dorf ist eindeutig anders, als Busfahren in Deutschland i n der Stadt. (Ich kann jetzt nicht sagen wie das in Deutschland auf dem Dorf ist.) Wie ich glaube ich schon im Eintrag zur Schule erwähnt habe, kommt der Bus hier drei Mal am Wochentag. Es ist immer derselbe Busfahrer und man begegnet ihm auch zum Beispiel im Supermarke, oder sieht ihn in einer munteren Herrengruppe im örtlichen Kaffee sitzen. Der besagte Busfahrer kennte alle Leute die diesen Bus nehmen und hält auch, wenn er sie zum Beispiel sieht und sie noch nicht ganz die Bushalte erreicht haben hält er schon vorzeitig an. Er hat auch einen Hang dazu „Radio Nostalgia“ zu hören, was bedeutet es laufen so Sachen wie ABBA oder Slade. Zu Weihnachten hat er auch Schokolade an alle verteilt. Wenn man hier den Bus verlässt bedankt man sich beim Busfahrer, was für mich auch eine Umstellung war.
Autofahren in Finnland ist auch
interessant. Im Winter wird mit Spikes gefahren, wodurch die Straßen so Fahrrinnen bekommen. Tankstellen haben oft keine Person die in irgendeinem Häuschen sitzt, sondern man steckt einfach die
Bankkarte in den dazugehörigen Schlitz und tankt. Natürlich gibt es hier auch eine Geschwindigkeitsbegrenzung und das eine der größten Gefahren beim Autofahren sind die Elche. Viele Finn*innen
benutzen ihr Handy mehr beim Autofahren, als ich das aus Deutschland gewöhnt bin. Auch die Wahl des Autos ist ein bisschen anders, hier fahren mehr Saabs und Volvos herum als in
Deutschland.
So, der Eintrag ist jetzt länger geworden, als ich eigentlich gedacht habe, aber ich hoffe das es ein paar Leute gibt die sich die Zeit nehmen und ihn bis unten durchlesen. Insgesamt habe ich mich in den letzten Monaten zu einem absoluten Finnland-Fan entwickelt, was nicht nur mit dem tollen Wetter zutuen hat (es wird momentan schon mal -20 und es liegt sehr viel Schnee!).